Schwäbischer Kartoffelsalat mit Essig, Öl und Bouillon

Es gibt kaum ein Gericht, bei welchem Meinungen über die einzig richtig, wahre und erlaubte Zubereitungsart so stark aufeinander prallen können wie beim Kartoffelsalat.

Mit Mayo oder mit Essig und Öl, mit Senf oder ohne, mit lauwarm oder mit kalten Kartoffeln, festkochend oder mehlig, Zwiebeln oder nicht, mit oder ohne Muskatnuss, von Hand geschnitten oder mit dem Hobel in feine Scheiben geschnitten, oder gar Würfel…
Und glaubt mir, das ist nicht einfach eine Diskussion über mögliche Varianten, hier geht es um fundamentale Glaubensfragen, über die sich ganze Familien zerstreiten können.

Auch ich muss gestehen – bei Kartoffelsalat gibt es für mich nur eine Variante, und zwar folgende:

Zutaten:

1 kg Kartoffeln (bevorzugt mehligkochend)
ca 200 ml heisse Bouillon (Gemüsebrühe)
ca 1/2 Teelöffel Salz
etwas Pfeffer
1/4 Teelöffel Senf
3 Esslöffel Brandtwein-Essig (oder Weinwürziger Essig)
6 Esslöffel Sonnenblumenöl

Zubereitung:

Die Kartoffeln in der Schale in Wasser kochen (geht auch prima im Dampfkochtopf) – und nein, ich nehme kein Salzwasser dafür!

Wenn die Kartoffeln durch sind (mit dem Messer kurz in die dickste Kartoffel reinpicksen zum Prüfen), das Wasser abgiessen, und die Kartoffeln ein bisschen abkühlen lassen.

In der Zwischenzeit die Brühe erwärmen.

Die Kartoffeln noch so heiss wie möglich schälen (Tipp: ein Blatt Küchenrolle in einen Streifen gefaltet zum Kartoffel festhalten hilft sich nicht die Finger zu verbrennen!). Die geschälten, warmen Kartoffeln mit dem Messer in dünne Scheiben schneiden – und falls zwischendurch mal ne dickere Scheibe dabei ist, passt das auch.

Pfeffer und Salz über die Kartoffelscheiben geben, Essig und Öl dazu, den Senf in der Brühe verrühren, und auch darüber geben. Alles vermischen – aber nicht zu fest, wir wollen ja keinen Kartoffelbrei. Wenn man jetzt probiert, sollte der Kartoffelsalat etwas zu salzig und zu sehr nach Essig schmecken – die Kartoffeln schlucken noch einiges an Geschmack beim Ziehen. Zur Seite stellen und 20-30 Minuten ziehen lassen.

Vor dem Essen nochmal probieren, und evt Salz und Essig zugeben. Lauwarm servieren.

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Mögliche Variationen:

Auch wenn es für mich eigentlich nur die eine einzige Möglichkeit gibt, ‹richtigen› Kartoffelsalat zu machen, sind hier noch ein paar Varianten, welche eigentlich auch lecker sind, aber halt eben nicht ‹richtig› 😉

–  Lässt man die Kartoffeln vor dem Schneiden kalt werden, sind die Kartoffelscheiben stabiler, der Kartoffelsalat wird weniger ’schlotzig›. Dann etwas weniger Brühe verwenden, die Kartoffeln nehmen nicht mehr soviel Flüssigkeit auf.

–  Kleingeschnittene Zwiebeln dazu – allerdings muss der Kartoffelsalat dann recht zeitnah gegessen werden, und kann nicht für den nächsten Tag aufgehoben werden, die Zwiebeln oxidieren mit der Zeit und verändern den Geschmack

–  Gurkenscheiben, Radieschenscheiben, etwas Nüsslisalat (Acker- oder Feldsalat) unterheben – auch eine Variante für den Sommer oder Herbst – aber nichts für Puristen

–  angebratene Speckwürfel darüber geben – auch das solls geben 😉

–  Fleischbrühe anstelle von Gemüsebrühe. Genauso wie die vorherige Variante dann aber nicht mehr vegetarisch.

–  Essiggurken würfeln und dazugeben – dann aber Vorsicht mit dem Essig, eher etwas weniger Essig dann zu Beginn verwenden

–  Den Salat mit Gewürzen aufpeppen – ganz häufig wird etwas geriebene Muskatnuss verwendet, aber ich habe auch schon gehört, dass manche einen Hauch Curry dazugeben (wobei ich das dann als ’spezielle Variation von Kartoffelsalat› bezeichnen würde, aber naja, ich erwähnte ja bereits, das sind fundamentale Überzeugungen 😉 )

–  Schnittlauch-Röllchen drübergeben. Falls einem das Grün im Salat fehlt

 

–  Und nein. Statt Essig und Öl Mayonnaise zu verwenden, ist keine Variation – das ist ein ganz anderes Gericht!!!!

–  Und noch etwas was gar nicht geht – Olivenöl und Balsamico- oder Rotweinessig. Schmeckt nicht, und sieht sehr grau aus!